Die 125ccm-SACHS-Motoren

Ein Prospekt des SACHS 125 (Einport) findest Du im Bereich Technik+Daten, hier eine Vorschau:

Prospekt des SACHS 125


Sie sind jene Serien-Maschinen, über die eigentlich am wenigsten bekannt ist. In einem Firmenrundschreiben an die SACHS-Händler vom März 1939 heißt es:

"Der 125 ccm Kickstarter-Motor

Unser bewährter 98-ccm-Motor soll im Rahmen der Normalisierung im Laufe der Zeit durch einen 125-ccm-Dreigang-Kickstarter-Motor ersetzt werden. Die Technischen Daten dieser Type sind folgende:

Zylinderinhalt 123/124 ccm
Bohrung 54 mm
Hub 54 mm
Verdichtungsverhältnis 1:6
Drehzahl normal 3.600 n/min
Höchstleistung 3,5 PS
Dauerleistung 3 PS
Höchstgeschwindigkeit 70 km/h
Reisegeschwindigkeit 50 - 60 km/h
Verbrauch auf 100 km 2,25 - 2,75 l

Dieser Motor erscheint voraussichtlich gegen August/September laufenden Jahres. Als Abnehmer sind uns die Nürnberger Hercules-Werke AG, Nürnberg, vorgeschrieben. Der 125-ccm-SACHS-Kickstarter-Motor wird also nur über diese Firma für das Inlandsgeschäft erhältlich sein.....'

125.jpg (12448 Byte)

Tatsächlich scheint dieser Motor auch zu dem angegebenen Zeitpunkt gefertigt worden zu sein, zumindest datieren die ersten Ersatzteil-Listen vom Februar 1940. Die erste Ausführung des 125-ccm-Motors besaß einen Doppelport-Zylinder mit Alu-Kopf und nach dem gleichen Prinzip wie beim 98er Motor aufgebauten Getriebe mit nunmehr drei Gängen, jedoch immernoch Handschaltung. Der Kolben ist ein Flachkolben mit zwei seitlichen Mulden (auf Höhe der Überströmkanäle) aus Alu mit 2 Ringen. Eine weitere Neuerung war der Primärtrieb mittels Einfach-Rollenkette. Deren Abmessungen sind: 3/8 x 7/32 Zoll, 6,35 mm Rollendurchmesser, 44 Glieder. Die Kupplung wurde wieder mittels dreier Scheiben mit Korklamellen realisiert, die in ihren Abmessungen dem 98er entsprachen. Die Getriebeschmierung erfolgte nunmehr mit Öl. Als Vergaser kam ein dem 98er Typ sehr ähnliches Modell zur Verwendung. Für ihn waren Düsen der Größe 63 und 65 vorgesehen. Er wurde direkt links hinten an den Zylinder angeflanscht. Die beiden Auspuff-Krümmer und Schalldämpfer entsprachen völlig denen der 98er Typen, ebenso die verrippten Überwurf-Muttern dazu. Neu war auch der Licht-Magnet-Zünder von Bosch mit 25/30 Watt. Typenbezeichnung: Bosch ULD 1L 1, es handelt sich also wieder um einen Linksläufer. Der Aufbau und die Anordnung der Teile auf der Grundplatte ist rein optisch mit der 15/17-Watt-Anlage identisch, ausgenommen einer zusätzlichen Ladespule für die Batterie. Zündkerzen-Empfehlung dazu: Bosch DM 145 T1. Als Besonderheit zu diesem Motor gab es als Alternative auch eine Ausführung mit 98 ccm. Inwieweit und in welchen Stückzahlen diese gefertigt wurde, können keine Aussagen gemacht werden. Ähnlich wie schon beim 74-ccm-Modell '32, ist auch hier das Motorgehäuse mit der 125-ccm-Type identisch. Folgende Teile sind auszutauschen: Zylinder, -kopf, Kolben komplett, Vergaser-Düse (Gr. 60), Kettenrad (12 Zähne statt 14). Der Zylinder ist aus Aluminium mit Grauguß-Laufbüchse und besitzt ebenfalls Doppelport-Auspuffanlage. Als Zubehör zur 125-ccm-Doppelport-Type wurden die Vorderrad-Bremsnabe V 125 und die Hinterrad-Bremsnabe H 125 angeboten. Beide besaßen Konus-Kugellager und Innenbacken-Bremse. Die Vorderrad-Nabe läuft auf je 10 Kugeln rechts und links von 1/4 Zoll Durchmesser, die Bremsankerplatte gibt es in nur einer Ausführung. Für die Hinterrad-Nabe mit 49zähnigem Kettenrad gibt es zwei verschiedene Bremsankerplatten und es werden 20 Kugeln mit 5/16 Zoll Durchmesser benötigt. Alle Bremsankerplatten sind aus Blech. Noch im gleichen Jahr erschien die zweite Ausführung des 125er Motors. Das Getriebe war hier leicht überarbeitet und bekam Fußschaltung, die jedoch indirekt, also über ein kurzes Gestänge, realisiert wurde. Der neue Grauguß-Zylinder hatte Ein- und Auslaß nach hinten gerichtet. Der modifizierte Vergaser saß links, der gerade nach hinten gerichtete Auspuff-Krümmer rechts hinter dem Zylinder. Der Krümmer-Anschluß am Zylinder hatte Innengewinde. Erstmals wurde zu diesem Typ ein demontierbarer Auspufftopf angeboten. Die Motorleistung dieses Typs wurde mit 4,3 PS angegeben. Geändert wurde auch die Vorderrad-Nabe, die nun eine Ankerplatte aus Aluminium mit integriertem Tacho-Antrieb bekam. Diese sogenannte Hiller-Ausführung (besteht hier ein Zusammenhang mit Gustav Hiller von Phänomen?) besitzt noch Konus-Kugellager mit 20 5/16-Zoll-Kugeln. Die Hinterrad-Nabe wurde noch in einer Ankerplatten-Ausführung geliefert. Nach 1941 wurden beide Naben durch je eine neue vereinheitlichte Ausführung ersetzt. Die Bezeichnung war VV 125 (nach DIN FI 74373) bzw. VH 125 (nach DIN FI 74374). Bei beiden Naben kamen jetzt Radiax-Lager zur Verwendung. Die Vorderrad-Ankerplatte war wiederum aus Alu-Guß mit integriertem Tacho-Antrieb, jedoch lag der Wellen-Anschluß jetzt hinter der Radachse. Die Bremsankerplatte der Hinterrad-Nabe war nach wie vor aus Blech. Sie gab es nur in dieser Ausführung. Die Bremsschlüssel-Wellen konnten bei beiden Naben über Nippel geschmiert werden. Diese Naben wurden auch in anderen 125er Maschinen der Kriegszeit verwendet und wohl auch nicht nur von SACHS hergestellt - ich fand mehrere dieser Naben in 125er Phänomen, bei denen auf der Innenseite der Vorderrad-Alu-Bremsankerplatte die Auto-Union-Ringe eingegossen waren.

Aufgrund dessen, daß die Fertigung bereits während des 2. Weltkrieges und unter den Beschränkungen durch den Schell-Plan erfolgte, kann jedoch davon ausgegangen werden, daß sie auch in erster Linie für leichte Wehrmachts-Maschinen verwendet wurden. Während als Konfektionär nur HERCULES den Doppelport-Motor verwendete (es gibt aber auch Prospekte von BAUER, das ein Motorrad mit diesem Motor zeigt), wurde der Einport-Motor in größeren Stückzahlen nur von PHÄNOMEN in der hinterradgefederten Maschine vom Typ "Ahoi" eingebaut, die, wie Prospekte belegen, 1939 als Typ 'Bob 125' erschien. Einige der Doppelport-Motoren wurden allerdings auch von PHÄNOMEN verwendet, in den ersten "Ahoi" und als Antrieb in Versehrten-Fahrstühle eingebaut. Im ROBUR-Archiv (der VEB Robur war  Nachfolger von Phänomen in der DDR), welches jetzt von einer Beschäftigungsgesellschaft verwaltet wird, existieren auch Phänomen-Werksfotos, auf denen die "Ahoi" mit verschiedenen (wohl Versuchs-) Ein- und Doppelport-Motoren abgebildet ist. Überhaupt gibt es dort einige Fotos von ungewöhnlichen, nie in Serie gebauten bzw. in den offiziellen Verkauf gegangenen Kombinationen von Phänomen-Maschinen und Sachs-Motoren, nachfolgend Links (neues Browser-Fenster) zu einigen davon:

Phänomen Bob/Ahoi-Kombination mit Pedalen
und einem 125er SACHS Einport-Motor
in einer mir unbekannten Ausführung (JPG; 20 kb)

Phänomen Ahoi mit 125er SACHS Einport-Motor
(Auslaß vorn am Zylinder!) und hochgezogener Auspuff-Anlage (JPG; 21 kb)

Phänomen Ahoi mit 125er SACHS Doppelport-Motor (JPG; 20 kb)